Motorradtour
Odenwald und Spessart
Motorradtour Infos
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Streckenlänge: 230 km
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Fahrzeit: ca. 4 Stunden
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Schwierigkeitsgrad: mittel
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Eckpunkte: Erbach, Miltenberg, Eschau/Wildensee, Mespelbrunn, Aschaffenburg, Reichelsheim/Rohrbach, Lautertal und Michelstadt
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Highlights der Motorradtour Odenwald und Spessart
Motorradgenuss im Rahmen herrlicher Fachwerkorte, beeindruckender Schlösser und uriger Bikerstopps.
Ob an den Ufern von Rhein, Main, Neckar und Jagst oder inmitten der Hügel des Odenwaldes – näher ist man nach einem kalten Winter dem Frühling in Deutschland nirgends. Das gilt vor allem für uns Motorradfahrer, denn der ehemals „Öde Wald“ serviert uns unzählige Kurven, ehemalige Rennstrecken und gemütliche Bikertreffs.
Genau wie für den Odenwald gilt dies auch für das westliche Nachbargebirge, den Spessart. Weil er relativ dünn besiedelt ist, genießt das ehemalige Jagdgebiet des Adels unter Motorradfahrern den Ruf eines Geheimtipps.
Touren Beschreibung
Gäbe es Erbach noch nicht, man müsste es erfinden. Denn der Startpunkt dieser 230 Kilometer langen Runde durch Odenwald und Spessart ist ein richtiges Juwel. Seit 1095 urkundlich vermerkt, war es ab 1180 Residenzstadt der Grafen zu Erbach. Die steckten jede Menge Geld und Geschmack in ihr Zuhause und verwandelten Erbach in eine blühende Stadt mit herrlichen Gebäuden, Straßen und Parks.
Ganz vorn auf der Besuchsliste steht das prachtvolle gräfliche Schloss mit seiner Orangerie und seinem Garten. Ein Bummel führt uns durch Erbachs Gässchen zum Landratsamt des Odenwaldkreises, das 1902 im Renaissancestil aus roten Natursteinen erbaut wurde, und weiter ans Ufer der Mümling, wo man sich umgeben von Wasser und Fachwerkhäusern vorkommt wie in einer Art Venedig.
Wie in den Voralpen kommen wir uns hingegen auf den ersten Kilometern der Runde Richtung Westen vor: kleinste Wald- und Wiesensträßchen, knackige Kurven, kaum Geraden, mächtig Fahrspaß. Hinter Schneeberg folgen noch eine Handvoll Schräglagen, dann stürzt sich die Route hinab ins Tal des Mains. Durch ein imposantes Stadttor rollen wir hinein in eine der hübschesten historischen Altstädte Süddeutschlands: Miltenberg. Dessen Fachwerkgassen sind komplett umschlossen von Mauern, Toren und Türmen und versetzen den Besucher schlagartig zurück ins Mittelalter. 1237 erstmals offiziell erwähnt, blickt Miltenberg auf eine bewegte Geschichte zurück. Die günstige Lage an der alten Handelsstraße Nürnberg-Frankfurt und das Stapelrecht bescherten Miltenberg schon früh wirtschaftliche Blütezeiten. Ab dem frühen 19. Jahrhundert lag die Stadt allerdings nur noch am Rand des Königreichs Bayern. Die Entwicklung stand still, und so konnte – glücklicherweise – das mittelalterliche Stadtbild bis heute erhalten werden.
Ein Stück verfolgt die Route noch den Main, bevor sie in Großheubach den Fluss verlässt und sich in den Spessart davonmacht. Und das auf eine für Motorradfahrer unterhaltsame Weise: Schmaler, griffiger Asphalt surrt unter der Maschine hindurch, der Verkehr geht ebenso gegen Null wie die Spuren menschlicher Besiedlung. So einsam haben wir uns den Spessart vorgestellt, und genauso einsam ist er. Klasse. In Eschau-Wildensee empfiehlt sich ein Stopp bei Heiko Beck im Gasthaus Waldfrieden. Neben einer ordentlichen und preiswerten Küche gefällt die Zündappsammlung des Hobbyrestaurators.
Der Abgeschiedenheit dieser Region hat auch Schloss Mespelbrunn seine Existenz zu verdanken. Das um 1400 im Renaissancestil erbaute Wasserschloss liegt so versteckt in einem Tal, dass es sämtliche Kriege und Wirren überstand und bis heute in seiner ursprünglichen Form erhalten blieb. Seit es 1958 jedoch der Filmkomödie „Das Wirtshaus im Spessart“ als Kulisse diente, kennt Schloss Mespelbrunn die ganze Welt.
In puncto Kurven und Kehren wird es nun etwas ruhiger. Dafür tut sich mit Aschaffenburg ein weiteres optisches Highlight auf. Die Hauptstadt des Spessarts blickt auf eine lange und reiche Geschichte zurück. Sie war Burgenresidenz, Klosterstandort, Brückenstadt und sogar Sitz der Mainzer Erzbischöfe. Dass dadurch die Liste der zu besuchenden Sehenswürdigkeiten ziemlich lang gerät, liegt auf der Hand.
Für einen Schnellschuss eignen sich Schloss Johannisburg, Stiftskirche St. Peter und Alexander, die Fußgängerzone und der Park Schönbusch, ab 1776 im englischen Stil angelegt und damit einer der ältesten Landschaftsgärten Deutschlands.
Über Groß-Umstadt peilen wir wieder den Odenwald an. Im Motorradhotel und Bikertreff Lärmfeuer in Reichelsheim/Rohrbach zischen wir zwischendurch ein kühles alkoholfreies Blondes und sehen uns ein paar Kilometer weiter beim Örtchen Lautertal das Felsenmeer an. Dieses archaische Stückchen Erde mit seinen gewaltigen Felsbrocken ist das Produkt von geologischen Prozessen, die vor 340 Millionen Jahren begannen.
Nicht ganz so alt ist das Fachwerkrathaus von Michelstadt – es stammt von 1484. Wir bewundern seine spitzen Giebel und Erkertürmchen und bestellen noch einen letzten Kaffee, bevor wir uns zum Motorradmuseum der Familie Künzel aufmachen. Die hat in einem mit typischen Nierentischmöbeln ausgestatteten Raum herrliche Schätzchen aus der Wirtschaftswunderzeit ausgestellt. Spannend und originell, der perfekte Abschluss eines „benzingeschwängerten“ Tages.